Die Motoseiten verfielen in einen Sommerschlaf.
Jetzt wurde nachgearbeitet und endlich erscheint Michaels fantastisch ausführlicher Erfahrungsbericht von Oktober '99.
Jetzt muß ich endlich auch mal meinen Senf zum Thema Moto 6.5 beitragen. Die Moto-Site kenne ich zwar schon seit Januar 98 und habe sie auch regelmäßig verfolgt, aber halt nur bei Freunden, so daß ich bisher keine Mails versenden konnte. Meine Aprilia habe ich im Dezember 95 als 34-PS-Version neu gekauft, nachdem ich im Sommer jenen Jahres meinen Führerschein gemacht habe. Sie war also mein erstes Motorrad. Ich will versuchen, ein Logbuch aus dem Gedächtnis bzw. aus diversen Werkstattrechnungen zu rekonstruieren. Winter 95/96 bis Frühjahr 96: Moped springt schlecht an, wenn länger als 3 Tage gestanden, bei Kälte sowieso. Es eiert um die Kurve, liegt das etwa an mir? O.K., ich bin blutiger Anfänger, aber das Fahrverhalten ist wirklich alles andere als stabil. Außerdem rutscht der Hinterreifen bei Kurvenfahrt ständig weg, traue mich fast nicht mehr in Schräglage, außerdem schlägt das Federbein ständig durch. Verbrauch ca. 7,5 - 8 Liter, die Zündkerze ist ständig schwarz, die Reichweite ist ein Witz bei effektiv 11,5 l nutzbarem Tankvolumen. Fahre zum Händler, um mich für die 1000er Inspektion anzumelden. Der Kühler tropft. Händler verspricht neuen Kühler auf Garantie, außerdem soll er was gegen den hohen Verbrauch unternehmen. Düsennadel wird tiefer gehängt. Neuer Kühler kommt auf Garantie. Sommer 96: Moped knallt im Schiebebetrieb. Händler hängt Düsennadel höher, außerdem fliegt die Drosselblende raus, bin fortan illegal unterwegs. Kaufe Starck-
Tankrucksack, Gepäckträger sowie Packtaschen (1. Generation ohne Reißverschluß). Das Federbein wird 2 cm stärker vorgespannt, das Motorrad liegt spürbar straffer (Anmerkung: Ich wog damals ca. 110 kg bei 2,04 m Körpergröße) Herbst 96:1. Hilfe zur Selbsthilfe. Suche einen Dynojet-Spezi in Münster auf.
Zielsetzung: Leistungsmessung auf einem Prüfstand und Verbrauchssenkung.
Maßnahme: Entfernen der beiden Gummistulpen aus dem Luftfilterkasten, die der
Ansauggeräuschdämpfung dienen. NGK-Zündkerze wird ersetzt durch eine Splitfire
SF 416 C mit V-förmiger Elektrode. Düsennadel wird auf tiefste Position gehängt
(Haltering in oberster Nut). März 97: Ich führe auf der Motorradmesse in Dortmund ein Gespräch mit einem
Verkäufer von Wilbers aus Nordhorn. Es gibt tatsächlich ein Federbein sowie Gabelfedern für die Aprilia. Bin sehr beeindruckt vom White- Power- Katalog und bestelle im
April direkt bei Wilbers das Federbein ohne Ausgleichsbehälter sowie die Gabelfedern. Die Lieferzeit für die Teile zieht sich etwas hin, das Federbein kommt erst Anfang Juni. Infolgedessen fahre ich bis Juni nur ca. 2.000 km, weil ich unbedingt
Fahrwerksumbau, 12.000 er Inspektion und Neubereifung hinten in einem Aufwasch
haben will. Das Federbein wird komplett vorgespannt auf mein Körpergewicht hin abgestimmt geliefert. Es ist außerdem etwas länger als das Original, da ich eine größere Sitzhöhe spezifiziert hatte (3 cm), in der Tat werden Schwinge und Rahmenheck jetzt weiter auseinandergedrückt. Ich hatte es satt, an der Ampel mit angewinkelten Unterschenkeln zu stehen (bedenke 2,04 m). Dieser Effekt wird aber zum Teil wieder aufgefressen durch den neuen flacheren Hinterreifen. Es ist ein
Metzeler ME Z2 in 130/80/17, den ich zuvor auf einer BMW F 650 ST gesehen
hatte. Kurzum der Tausendmarkschein für das Fahrwerk ist erstklassig investiertes Geld, ich habe quasi ein neues Motorrad bekommen. Herbst 97: Bekomme sehr spät meinen Urlaub und fahre Anfang November in die Rureifel. Lasse es auf den Straßen oberhalb des Rurstausees ordentlich krachen. Bin mehrmals nahe am Abflug durch extremes Spätbremsen vor den Spitzkehren. Aber es läuft so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, Stiefelspitzen schleifen über den Asphalt, das Fahrwerk spurt einwandfrei, der Metzeler hält prächtig und läßt sich nur durch brutales Gasaufreißen am Kurvenscheitelpunkt zum Driften bringen, Aber das ist gut beherschbar und macht tierisch Spaß.Am zweiten Tag ist der Traum vorbei. Ich bremse eine Spitzkehre nach einer Kuppe viel zu spät und mit zuviel Speed an. Bei einer Außentemperatur von 5 Grad blockiert der Vorderreifen, der doch schon etwas abgefahren ist, ich rutsche in Schräglage aus der Kurve, zum Glück in weiches Unterholz. Mit ist nichts passiert, ich ziehe das Moped aus dem Graben und es springt sogar wieder an. Spiegel links kaputt, Scheinwerfergehäuse sowie Tachogehäuse sind Trümmer, Lenker verbogen, Elektrik weitestgehend außer Betrieb. Ich fahre zum Hotel zurück, packe meine Sachen und schleiche im Windschatten eines LKW bei Tageslicht über die Autobahn zurück nach Hause. Das Motorrad steht bis kurz vor Weihnachten 97 in der Werkstatt, da Aprilia einige Teile nicht liefern kann, vor allem das Scheinwerfergehäuse. Das gibts nur komplett mit Reflektor, dabei hatte ich den unversehrt von der Unfallstelle mitgebracht. Sachschaden insgesamt ca. 750 Mark, die 18.000 Inspektion wurde gleich mitgemacht. Einen Tag vor Sylvester kaufe ich bei Hein Gericke die sog. "Sportscheibe", die höchste am Markt erhältliche Windschutzscheibe. Sie bietet auch bei meiner Körpergröße guten Windschutz, allerdings bei reichlich Turbulenzen am Helm. Endlich lassen sich Autobahnfahrten ohne Schmerzen an der Schultern und Oberarmen durchziehen, der Motor hat oberhalb 120 km/h deutlich weniger Mühe das Moped voranzutreiben. Mein Kumpel (der mit der TR 1), der es mittlerweile zum TÜV-Prüfer gebracht hat, trägt mir Ochsenaugen und Windschild ein, letzeres als "Anbau wahlweise". Frühling 98: Habe zunehmend Last mit brechenden Speichen am Hinterrad. Bei
KM-Stand 19.000 werden 2 Speichen ersetzt. Der Geselle in der Werkstatt killt
beim Abziehen den Metzeler Z2. Es gibt auf Kosten des Hauses einen Neuen.
Er sollte bis KM-Stand 32.000 halten. Die Speichen halten leider nicht solange.
Bis zum Sommer 99 sollten noch zweimal gerissene Speichen ersetzt werden.
Das Hinterrad hat wohl doch einen Schlag. Kleiner Trick zum Weitergeben: will man mit einfachen Mitteln mehr Sitzhöhe und mehr Schräglagenfreiheit haben, dreht man einfach die Radachse im Exzenter der Schwinge nach unten. Hierzu vertauscht man Exzentereinsätze von rechts nach links und umgekehrt. Dann hat man auch wieder eine brauchbare Skala zum Kettespannen. Nachteil: Bei dieser Anordnung liegen Schwingendrehpunkt, Ritzelachse und Radachse noch weniger in einer Flucht als normal, d.h. der untere Kettentrumm peitscht noch mehr auf die Kettenumlenkrolle ein. Diese bricht dann mit Vorliebe ab, so auch meine im Sommer 98. Achtung! Beim Verwenden des Pegaso-Kettensatzes sowie bei einem sehr verschlissen Originalkettensatz wird sich der sehr hohe Inbus-Schraubenkopf der unteren Halteschraube des Bremssattels der Schwinge nähern bzw. sich in diese hineinfräsen. Abhilfe: es gibt Schrauben mit sehr flachen Inbus-Köpfen (sehr selten) oder man verwendet ordinäre (flache) Sechskantschrauben. Mit dem Verbauen des Pegaso- Kettensatzes dürfte übrigens klar sein, daß auch alle Zubehörkettensätze für die BMW F 650 passen. Weiterhin gibts bei KM-Stand 21.000 neue Bremsbeläge vorne und hinten, nicht weil sie komplett verschlissen wären, sondern weil sie glasig geworden waren und vorne wirklich kein Biß mehr zu verspüren war. Hatte ich erwähnt, daß bei der 6.000er Inspektion eine Stahlflexleitung von Spiegler die originale grau-gammelige Gummibremsleitung ersetzte? Verbrauch im Sommer 98: 6,0 auf der Autobahn bei 100-130 km/h, 6,5 bei Knüppelei auf der Landstraße dank langer Übersetzung und Scheibe. Knallen tut sie immer noch im Schiebebetrieb. Kein Wunder bei der mageren Abstimmung! Urlaubsfahrt 98 fällt flach wegen Wohnungssuche und -kauf, es reicht nur zu Kurztrips ins Sauerland und nach Thüringen. Im August bei 24.000 km ist der vordere ME 33 nun endlich blank. 18.000 km sind eine reife Leistung. In weiser Voraussicht auf folgende Taten gibt es nun einen Metzeler Enduro 3 in 100/90/18. Fazit: das Moped läßt sich viel leichter über das Vorderrad kontrollieren, es untersteuert in engen Kurven nicht mehr so wie mit dem ME33 und es läßt sich auch weiter herunterdrücken als vorher. Erstmals setze ich mit dem Seitenständer auf.:-) Im Dezember 98 will ich nochmal Nägel mit Köpfen machen und bringe die Moto zu Stephen Topham Vergasertechnik in Stemwede. Beim Mikuni-Experten Nr.1 möchte ich ich doch gerne wissen, was am BST 40 verbessert werden kann und ob er aus seinem Fundus an Mikuni-Kleinteilen was beisteuern kann. Sein Fazit nach 13 Prüfstandsläufen: 41,2 PS bei 6.150 UpM und 49,1 Nm am Hinterrad, eine recht homogen ansteigende Leistungskurve, aber eine Drehmomentkurve mit zwei Peaks, einen bei 3.000 und einen bei 5.800 Upm, dazwischen eine "Ebene" auf dem Niveau von 45 - 47 Nm. Die Düsennadel hängt wieder auf der mittleren der 5 Kerben, das Gemisch ist also wieder fetter. Der Verbrauch ging natürlich auch in die Höhe, so Richtung 6 3/4 ltr. Auf der Fahrt nach Hause bei Schnee und Eis ist aber zu merken, das sich das Moped bulliger und drehmomentstärker fahren läßt. Lt. Stephen Topham ist der zu geringe Krümmerquerschnitt sowie das zu geringe Schalldämpfervolumen schuld an dieser verkorksten Drehmomentcharakteristik. Eine BMW F 650 zaubert jedenfalls ganz andere Werte aufs Papier. Im Winter nehme ich die Auspuffanlage drunter weg, um das Loch zuzuschweißen, das die abgebrochen Umlenkrolle hinterlassen hat. Zuschweißen reicht eigentlich, der Kettentrumm streift nur im Stand drüber, und eine neue Auspuffanlage hätte es auf Garantie sowieso nicht nochmal gegeben. Außerdem lasse ich Gepäckträger, Haltegriffe und Seitenständer pulverbeschichten. In der Motorrad lese ich die Kleinanzeige von Immanuel Menickheim aus Kassel betr. Verbrauchsreduzierung. Ich hinterlasse meine Telefonnummer und warte ab. Frühjahr 99: Es brechen wieder 2 Speichen am Hinterrad. Ich beginne mich für Supermoto-Umbauten zu interessieren. Der einzige Weg scheint das Neueinspeichen von breiteren Alu. oder VA-Felgen auf die originale Nabe zu sein.
Fremd-Speichenräder oder Gußfelgen fallen flach wg. Bremsscheibenanpassung, Kettenflucht, Kettenradgröße etc. Jetzt nur noch den Felgenumbau: Durch die Pleite von Akront ist es z.Zt. fast aussichtslos, eine Alufelge in 4,00 x 17 Zoll zu bekommen. Ich entscheide mich
für eine VA-Felge mit VA-Speichen, die von einer Harley-Davidson-Custombude
in unserer Umgebung auf die Originalnabe eingespeicht wird. Bin mit dem Finish
sehr zufrieden, das ist stabil und pflegeleicht. Aufgezogen wird ein Metzeler Enduro 3 in 140/80/17. Vorteil der 4-Zoll-Felge ist ,daß jetzt der 140er draufpaßt und später der 150/60/17 Straßenreifen (Supermoto, weißt schon). Vorne wird dann im Winter auf 17 Zoll umgespeicht. So, das solls erstmal gewesen sein, ich denke man wird sich per Mail noch des
öfteren unterhalten. Ich hoffe, es wird was mit dem Treffen in 2000, das die
Holländer aufziehen wollen, wie auf der Hauptseite angekündigt. Michael |
© 2000 Michael Große Börger